Richtig Ankern in Griechenland, das ist für einen Segeltörn zwischen Korfu und Rhodos elementar. Nur wer das Ankern richtig beherrscht, dem eröffnet sich ein Segelrevier von einzigartiger Schönheit. Einsame Buchten, malerische traditionelle Häfen ohne Mooring und Badestopps am laufenden Band locken z.B. im Ionischen Meer. Nichts ist verführerischer als der Sprung ins kühle Nass zum Sonnenaufgang in einer einsamen Bucht, wenig reizvoll ist es hingegen im Hafenwasser einer vollen Marina. Der Schlüssel zum Erlebnis ist das richtige Ankern in Griechenland. Doch in der praktischen SKS-Ausbildung kommt Ankern nicht vor und wird auch nicht geprüft. Dafür gibt es das Skippertraining von Korfu Segeln. Übungen zum Ankern sind ein wichtiger Teil dabei, denn hier lernst Du richtig Ankern in Griechenland!
Hier direkt zum Abschnitt:
- Warum ist Ankern in Griechenland so wichtig?
- Ankertypen und Vor- und Nachteile
- Einfluss vom Wetter auf richtiges Ankern in Griechenland
- Ankern frei schwojend
- Die Wahl der richtigen Kettenlänge
- Wie finde ich die letzte Lücke im Ankerfeld? …in Lakka, Paxos?
- Wie fahre ich den Anker richtig ein?
- Ankern mit langer Landleine
- Vor- und Nachteile: Landleine vs. frei schwojend
- Zwei Verfahren beim Ankern mit langer Landleine
- Römisch-Katholisch Anlegen / Anker voraus Heck zum Pier
- Ankern mit mehreren Ankern
Warum ist Ankern in Griechenland so wichtig?
Doch warum ist Ankern in Griechenland so wichtig? Im Unterschied zur deutschen Nord- und Ostseeküste auch nach hunderten Metern Abstand zum Ufer die Wassertiefe nicht die nötigen 3-4 Meter erreicht, sind in Griechenland viele Buchten mit der nötigen Wassertiefe in Ufernähe.
Im Ionischen Meer treffen afrikanische und europäische Platte aufeinander und bilden ein Faltengebirge, wodurch an der Küste zahlreiche natürliche Buchten entstehen, in denen Segler eine komfortable Wassertiefe in Ufernähe vorfinden. Häufig bildeten sich in diesen Buchten auf natürliche Weise Häfen und Hafenorte.
Ankertypen und Vor- und Nachteile
Richtig Ankern in Griechenland beginnt natürlich auch mit den Grundlagen über das Ankern allgemein. Die häufigsten Anker-Typen auf Segelyachten in Griechenland sind Delta-Anker, CQR-Anker, Bügelanker und Danforth-/Plattenanker. Sie unterscheiden sich in Design und Funktionalität, wodurch sie sich für verschiedene Ankergründe und Anwendungen eignen.
Der Delta-Anker (im Bild rechts) zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus und bietet eine starke Haltekraft in verschiedenen Böden, von Sand bis zu felsigem Untergrund. Dies macht ihn ideal für wechselnde Bedingungen und als Hauptanker.
CQR-Anker sind besonders effektiv in Schlick oder weichem Schlamm. Ihr nach vorne gerichteter Schwerpunkt ermöglicht eine schnelle und sichere Verankerung. Im Unterschied zum Delta-Anker ist der Schaft hier drehbar gelagert. Diese Anker eignen sich gut für Anwendungen, bei denen eine zuverlässige Verankerung in schlammigen Gewässern entscheidend ist.
Der Danforth/Plattenanker ist besonders effektiv in sandigen Böden. Sein leichtes Design erleichtert das Handling, aber er neigt dazu, in Schlamm oder felsigem Untergrund weniger effektiv zu sein. Dieser Anker ist durch seine flachen Platten relativ einfach in Segelyachten in den Backskisten zu verstauen und wird bei auf Charterschiffen recht häufig als Zweitanker angeboten.
Bügel-Anker und Bruce-Anker
Bügel-Anker und Bruce-Anker bieten eine stabile Performance in verschiedenen Böden, einschließlich Sand und Schlick. Ihr Design ermöglicht eine einfache Handhabung und sichere Verankerung, was sie zu einer beliebten Wahl für Freizeitboote macht. Allerdings sind sie entgegen weit verbreiteter Quellen keinesfalls gleich!
Der Bruce-Anker oder auch M-Anker liegt (im Bild links) im Cockpit neben mir. Er ist aus einem Stück gegossen und hat die typische Form einer Schaufel oder Klaue als Flunke. Im Unterschied dazu, gibt es am Bügelanker einen Bügel, der separat an die Flunke geschweißt ist. An diesem Bügel wird die Trippleine für die Ankerboje angebracht. Warum ich so ein angespanntes und verkrampftes Gesicht mache, dazu später mehr!
Der Stockanker
Der Stockanker oder Admiralitätsanker (Bild rechts auf dem T-Shirt) ist ein klassischer Gewichtsanker, der heute auf modernen Segelyachten kaum Anwendung findet. Er bleibt aber als Symbol weit verbreitet. Er besteht aus Schaft, Kreuz mit den gebogenen Armen sowie den Flunken und dem Ring (Schäkel) zum Befestigen der Ankerkette oder des Ankertaus.
Dieser Anker ist auf dem Korfu-Segeln T-Shirt der Saison 2020. “Home Sweet Ocean” – Zuhause ist da wo mein Anker fällt…
…seitdem erhalten alle Teilnehmer von Segelreisen von Korfu-Segeln ganz egal ob als Mitsegler, Teilnehmer der Flottille oder des Skippertrainings das aktuelle Korfu-Segeln T-Shirt.
Dabei waren außerdem: “All Hands on Deck” 2021 mit einem Oktopus, “I love Paxos” 2022 mit einem Herz und schließlich “Glaube, Liebe, Hoffnung” 2023 aus Anker, Herz und Oktopus.
Erwähnen möchte ich noch den Klappdraggen. Klappdraggen sind flexible Anker mit einklappbaren Flunken. Ihre kompakte Bauweise ermöglicht einfache Lagerung und Handhabung auf Booten.
Einfluss vom Wetter auf richtiges Ankern in Griechenland
Wetterbedingungen beeinflussen das richtig Ankern auch in Griechenland erheblich. Starkwind, Wellen und Strömungen können die Ankerleistung beeinträchtigen. Bei unruhigem Wetter ist ein robuster Ankergrund entscheidend, während stabiles Wetter eine sorgfältige Platzwahl und Verankerung ermöglicht. Wettervorhersagen sind für sicheres Ankern unerlässlich. Richtiges Ankern in Griechenland ist, was das Wetter betrifft zweigeteilt: In der Ägäis dominiert während der Sommermonate der Meltemi (griechisch: der Atem des Zeus) und dieser Atem hat es in sich und auch in der Nacht präsent.
Bei spiegelglatter See sind malerische Sonnenaufgänge im Ionischen Meer an der Tagesordnung und Ankern über Nacht auch in offenen Ankerplätzen in exponierter Lage möglich und entspannt.
Doch Achtung bei der Platzwahl! Für Sicherheit und Komfort beim Ankern sind auch im entspannten Ionischen Meer folgende Fragen wichtig und werden beim Skippertraining intensiv analysiert und die Anwendung geübt:
- Welcher Wind und welcher Schwell tritt während der Ankerzeit auf?
- Wie informiere ich mich?
- Wie beeinflussen Wetter, Mannschaft und Segelyacht die Wahl des geeigneten Ankerplatzes und des richtigen Anker-Manövers?
- Sind geeignete Landformationen vorhanden, die den vorherrschenden Wind abdecken?
- Welche Winddrehungen sind während der Nacht und am Morgen zu erwarten oder werden vorhergesagt?
Ankern frei schwojend
Anker frei schwojend ist einfachste Art zu Ankern und gleichzeitig die Grundlage für weitere Ankermanöver. Zwei Faktoren bestimmen das Ankern frei Schwojend elementar: Die Wahl der richtigen Kettenlänge und das richtige Einfahren des Ankers.
Die Wahl der richtigen Kettenlänge
Die Wahl der richtigen Kettenlänge für das Ankern einer Segelyacht hängt von mehreren Faktoren ab, darunter das Wetter, die Art der Segelyacht, der Abstand zum Ufer und die Wassertiefe. Hier sind einige Überlegungen. Zuallererst sind wie immer beim Segeln die Wetterbedingungen: Bei ruhigem Wetter wie meist im Ionischen Meer mag eine kürzere Ankerkette ausreichen, während bei stürmischem Wetter oder starkem Wind wie in der Ägäis eine längere Kette erforderlich ist, um eine sichere Verankerung zu gewährleisten. Eine längere Kette bietet auch mehr Gewicht und hilft dabei, die Yacht besser auszurichten und zu stabilisieren. Doch in Griechenland wer richtig Ankern will, muss auch im Ionischen Meer aufmerksam das Wetter beobachten und die Kettenlänge anpassen.
Art der Segelyacht: Die Größe und das Gewicht der Segelyacht beeinflussen die Auswahl der Ankerkette. Größere Yachten benötigen in der Regel längere Ketten, um ausreichend Gewicht und Stabilität zu bieten. Auch das Ankergewicht sollte zur Yachtgröße passen.
Wassertiefe: Die Wassertiefe beeinflusst ebenfalls die Wahl der Ankerkette. Je tiefer das Wasser, desto mehr Kette wird benötigt, um den notwendigen Winkel zwischen der Ankerkette und dem Meeresboden zu schaffen. Ein allgemeiner Richtwert ist etwa das 3- bis 5-fache der Wassertiefe für die Ankerkette. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Faktoren nicht isoliert betrachtet werden sollten.
Gebietsbeschränkungen: Einige Gebiete können spezifische Einschränkungen oder Vorschriften bezüglich des Abstands zum Ufer und der maximalen Wassertiefe für das Ankern haben. Es ist wichtig, sich über lokale Gesetze und Regelungen zu informieren. So liegt am dargestellten Strand von Voutoumi eine Bojenkette, welche den Schwimmbereich abgrenzt.
Sicherheitsabstand: Es ist wichtig, ausreichend Abstand zum Ufer und zu anderen Segelyachten, Motoryachten und Katamaranen zu halten, um Kollisionen mit Untiefen, Felsen oder Yachten zu vermeiden. Der Abstand sollte groß genug sein, um eine sichere Manövrierfähigkeit zu gewährleisten.
Auf Windrichtungsänderungen muss dabei in Griechenland gerechnet werden, Gezeiten treten nur geringfügig auf und können vernachlässigt werden.
Die Schwoj-Kreise beziehen sich auf den Bereich, in dem ein Boot schwojen kann, wenn es vor Anker liegt. Im Bild rechts schwojen Yachten in der Bucht von Lakka auf Paxos. Dabei unterscheiden sich die Schwoj-Kreise von Segelyachten, Katamaranen und Motoryachten: Generell können Segelyachten aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Wind und der größeren Anfälligkeit für seitliche Bewegungen einen größeren Schwoj-Kreis haben. Katamarane, mit ihrer stabilen Plattform und bei Anwendung des Hahnepot, haben eher einen kleineren Schwoj-Kreis. Motoryachten variieren je nach Design und Ausstattung, neigen jedoch dazu, stabiler zu sein und einen kleineren Schwoj-Kreis zu haben als Segelyachten.
Wie finde ich die letzte Lücke im Ankerfeld? …in Lakka, Paxos?
In beliebten Ankerbuchten wie in Lakka der nördlichsten Bucht auf Paxos erscheint es vielen Skippern schwer, den letzten verfügbaren Ankerplatz zu finden. Wenn in der Hauptsaison im August bis zu 120 Segelyachten, Katamarane und Motoryachten diese malerische Bucht füllen, kommen auch sehr erfahrene Skipper mit jahrzehntelanger Erfahrung an ihre Grenzen und nutzen gerne die lokale Expertise von Korfu-Segeln in den Flottillen.
Ein Ankerfeld gleichmäßig wie ein Netz gesponnen?
Fährt man in ein Ankerfeld gilt es zuallererst den persönlichen Raum anderer Segler zu respektieren. Doch wie kann man es vermeiden, in der Nähe bereits verankerter Boote zu gelangen, nachdem die Kette in der richtigen Kettenlänge ausgelegt ist?
Wo ist die Lücke im Ankerfeld, in die wie bei der Spinne in ihrem Netz (Bild links) eine weitere Segelyacht eingewoben werden kann?
Hilfreich ist dabei die verschiedenen Ankerverfahren genau zu kennen, um die Lücke zu sehen.
Information und Kommunikation über das Ankerfeld
Die Kommunikation mit anderen Bootsführern ist es ebenso. In den Flottillen stimmen wir uns per Funk über die Lage im Ankerfeld ab. Mit fremden Schiffsführern kommunizieren wir auf dem Flottillen-Leadboot vorab mit Handzeichen, einem Lächeln und einem freundlichen “How are you doing? …and … How long is your Chain? Ein Blick in das klare, azurblaue Wasser auf den hellen Sandgrund bei durchschnittlich 3-4 Meter Wassertiefe, ist die nächste Informationsquelle. Wo die Ankerketten auf dem Grund verlaufen, sieht man bei ruhigem Wetter sehr genau, bei starken Schwell kann der aufgewirbelte Sand Ankerketten und Anker verdecken.
Wie liegen die Ankerketten im Ankerfeld?
Im Bild links ist die Lage der Ankerketten (schwarze Markierung) der ankernden Yachten in Lakka angedeutet. Links ankern Yachten mit langer Landleine (gelb markiert) am Nordwestufer, deren Ankerketten zeigen Richtung Bildmitte. Der vorherrschende Wind am Nachmittag ist Nordwest. Die frei schwojenden Yachten in der rechten Bildhälfte zeigen mit dem Bug dorthin. Grün markiert sind 3 mögliche Lücken in diesem Ankerfeld. Die rote Markierung ist an der Lücke zwischen den frei schwojenden und den achtern festgemachten Schiffen. Hier kann man frei schwojend nicht den Anker werfen!
Denn dann erlebt man am nächsten Morgen, wenn der Wind dreht (meist ca. 2-4 Uhr früh) ein böses Erwachen. Im Bild (unten zum Sonnenaufgang aufgenommen vom Nordwestufer) sieht man, dass sich alle Yachten in der Mitte der Bucht gedreht und nach Südosten ausgerichtet haben. Die Yachten und der Katamaran im Vordergrund sind mit Landleine an den Felsen festgemacht. Ein im roten Bereich im Bild oben mit ausreichend Kette geworfener Anker hätte zur Folge, dass man den achtern festgemachten Yachten, welche nicht frei schwojen in die Quere kommt. Will man hingegen nur einen kurzen Badestopp machen und kann dabei die Yacht und Winddrehungen beobachten, spielt die nächtliche Winddrehung eine untergeordnete Rolle.
Wie fahre ich den Anker richtig ein?
Ist der passende Ankerplatz gefunden muss man den Anker richtig einfahren. Das richtige Einbringen des Ankers ist entscheidend für eine sichere und effektive Verankerung. Zunächst wählt man einen geeigneten Ankerplatz unter Berücksichtigung von Wassertiefe, Grundbeschaffenheit und Wetterbedingungen. Man nähert sich mit reduzierter Geschwindigkeit dem Ankerplatz, findet die geeignete Wassertiefe mit idealerweise sandigem Untergrund.
Anschließend wählt man die richtige Kettenlänge auf Basis der Wassertiefe und fährt den Schwoj-Kreis sicherheitshalber ab. Dann lässt man den Anker bis auf den Grund ab und fährt dann ganz langsam rückwärts oder lässt sich vom Wind rückwärts treiben und lässt parallel die Anker-Kette ab. Beim spürbaren Abbremsen des Boots wird die Kette straff in Richtung Anker gespannt. Dann sollte man darauf achten, dass die Kette nicht auf und ab pendelt, denn dann rutscht der Anker über den Grund. Meistens passiert das, wenn man vorher zu schnell rückwärts fuhr oder der Anker auf Seegras gesetzt wurde.
Die Übungen beim Skippertraining dafür entwickeln das nötige Gefühl für das Boot. Ebenso üben wir die richtige Handhabung der Ankerwinde, wie man mit Kettenstopper (oder Leash) umgeht und wie man Schäden am Schiff durch überfahren der Kette oder Taumeln des Ankers gegen den Steven vermeidet. Das Tragen des richtigen Schuhwerks gehört ebenso dazu, wie die zweifelsfreie Kommandos und Informationsfluss zwischen Ankermann (oder -Frau) und Skipper. Jeder erfahrene Skipper weiß, wie wenig man von den Worten des Steuermanns versteht, sobald die Ankerwinde erst einmal läuft. Ob (wie im Bild) das Setzen des Ankerballs kurz vor Sonnenuntergang noch nötig ist ein weites Feld.
Ankern mit langer Landleine
Will man richtig in Griechenland Ankern eignet sich in vielen Buchten besonders im Ionischen Meer ein Anker-Manöver mit langer Landleine. Dabei wird der Anker wie beim Ankern frei schwojend ausgebracht, die Yacht aber mit einer langen Leine am Ufer an einem Stein, einem Baum oder bereitgestellten Ring oder Poller festgemacht. Dieses Ankerverfahren ist in Griechenland beliebt, weil in einer Bucht auf kurzer Distanz zwischen Ufer und Yacht die erforderlichen 3-4 Meter Wassertiefe erreicht werden.
Vor- und Nachteile: Landleine vs. frei schwojend
Das Ankern mit langer Landleine hat den Vorteil, dass man die Yacht an einem Ort fixieren kann und somit weniger Platz in einer Bucht benötigt. Die Fixierung zum Land ermöglicht es ebenfalls den Bug der Yacht zum Buchtausgang auszurichten und somit das Rollen zu vermeiden. Der häufig quer zur Windrichtung in die Bucht einlaufende Schwell kann so die Yacht nicht mehr zum rhythmischen Schaukeln anregen. Der Nachteil der Verbindung zum Ufer ist, dass Seitenwind die Seitenfläche der Bordwand angreift und erhebliche Scherkräfte auftreten können, was den Anker herausreißen kann.
Bugspring reduziert Scherkräfte
Doch auch dafür gibt es eine Lösung: mit einer Bugspring (gelbe Leine rechts im Bild) werden diese Hebelkräfte reduziert. Die Bugspring ist am Bug (im Bild der SY Sissi) festgemacht und wird an an einem Festhaltepunkt wie z.B. einem Stein oder Ring am Ufer möglichst weit nach Luv befestigt. Auch bei Römisch-Katholischen Anlegern am Pier ist bei starken Seitenwind-Einfluss eine Bugspring hilfreich und erhöht die Sicherheit. Denn gerät der Anker erst einmal ins Rutschen ist ein erneutes Ausbringen des Ankers unvermeidbar.
Zwei Verfahren beim Ankern mit langer Landleine
Beim Ankern mit langer Landleine gibt es zwei verschiedene Verfahren, die sich im wesentlichen am auftretenden Seitenwind und dem Platz zum manövrieren orientieren.
Ohne Seitenwind und ausreichend Manöver-Raum nach Lee
1.) Ohne Seitenwind und ausreichend Manöver-Raum nach Lee kann man das einfachere Verfahren anwenden, bei dem das Ausbringen der Landleine von der Yacht aus startet: Man wirft den Anker voraus und fährt mit der Yacht rückwärts bis man zu dem Punkt kommt, an dem die Segelyacht verbleiben soll. Dann übernimmt ein Crewmitglied das Ende einer möglichst langen Festmacherleine und schwimmt damit bis zum Ufer und befestigt die Leine per Palsteg an den Steinen, Baum oder Ring am Ufer. Man wählt dabei einen Festhaltepunkt auf der Luvseite. Ist die Festmacherleine am Ufer fixiert, zieht man den Festmacher auf der Yacht fest und ist damit per Anker und der ersten Leine auf der Luvseite gesichert und kann nicht weiter nach Lee treiben. Während dieser Schwimmvorstellung besteht die Gefahr, dass die Yacht auf andere bereits festgemachte Yachten oder Steine im Wasser zutreibt wenn der Schwimmer zu lange braucht bis der Knoten an Land fest ist.
Bei Seitenwind und wenig Platz
Bei Seitenwind und wenig Platz nach Lee (wie im Bild links in Porto Timoni) ist etwas mehr Vorarbeit nötig. Dann gilt es das Dingi auszubringen, womit 2 Crewmitglieder in Richtung Ufer paddeln, um die Landleine an einem Stein luvseitig festzumachen. Die Yacht wartet während dessen vor der Ankerposition in einem Bereich der genug Manöver-Raum bietet. Hat die Dingi-Mannschaft das Ende der Leine am Stein befestigt, paddelt sie zu dem Punkt, an dem die Yacht das andere Ende der Leine übernehmen soll. Die Yacht wirft den Anker und kommt zu diesem Punkt, die Leine wird übergeben und auf der Yacht festgezogen. Dann wird die Leine auf der Leeseite ausgebracht.
Beim Skippertraining üben wir ebenfalls:
- Was tun wenn sich das Ausbringen der Landleine verzögert und/oder plötzlich Seitenwind auftritt?
- Wie der Übergang von einem Verfahren zum anderen gelingen kann.
- Wie viele Landleinen man wählt, wann und warum?
- Wahl der richtigen Kettenlänge sowie Winkel und Länge der Landleinen
- Prozessablauf und der Einfluss der Mannschaft beim Ankern mit Landleine
Ein weiteres sehr einfaches Verfahren wird bei den Korfu-Segeln-Flottillen angewendet. Das Flottillen-Leadboot Zante ankert und ist bereits mit den Achterleinen verbunden. Jeder weitere Flottillen-Teilnehmer braucht nunmehr nur den Anker voraus setzen und kann zunächst an der Heck-Klampe des Leadboots fest machen. Ein Vertreiben ist dann nicht mehr möglich. Eigene Heckleinen können je nach Wetterlage und ohne Zeitdruck ausgebracht werden.
Römisch-Katholisch Anlegen / Anker voraus Heck zum Pier
Die zuvor behandelten Ankermanöver beziehen sich auf Ankern in Buchten ohne festen Pier. Vom Römisch-Katholischen Anleger spricht man, wenn der Ausstieg mittels Planke an einen befestigten Pier erfolgen kann. Man braucht in diesem Manöver kein Dingi um trockenen Fußes in einen Hafenort zu gelangen. Die Versorgung mit Strom, Wasser und Proviant ist so möglich.
Zum Anlegen am Pier mit den Heckleinen wird der Anker zunächst gesetzt und bei langsamer Fahrt rückwärts auf den Pier zu weiter herausgelassen. Hat man den Pier erreicht, steigt ein Crewmitglied über und fädelt die Heck-Leine durch die am Pier bereitgestellten Ringe und gibt das lose Ende wieder zurück. Auf der Yacht wird dann die Klampe belegt und die Yacht ist fest. Will man wieder ablegen, braucht man nur die Leinen auf der Yacht lösen, ohne dass man einen Knoten an Land öffnen muss. Diese Leinenführung wird “auf Slip” bezeichnet. Im Bild rechts in Kassiopi haben einige Yachten mit Heck zum Pier festgemacht. In diesem Hafen ist Vorsicht geboten, denn am Pier ist nur relativ wenig Wassertiefe unter dem Ruder. Wenn die große Autofähre nach Italien nachts vorbeifährt, kann sie Schwell hinterlassen bei dem das Ruder aufsetzt.
Römisch-Katholisch Anlegen in Longos
Sorgfalt ist ebenso nötig beim Festmachen in Longos / Loggos. Am Pier ist außen zunächst eine flache Mauer. Die Ringe zum Festmachen sind unmittelbar dahinter, was bedeutet dass die Festmacher hier aufscheuern. Kettenvorläufer geben Abhilfe für dieses Problem. Der winzige Hafenort Longos auf der Insel Paxos liegt zwischen Lakka und Gaios bietet nur wenige Anlegeplätze am Pier. Bei stabiler Wetterlage kann man vor dem Hafen frei schwojend ankern.
Longos ist von Touristenmassen weitgehend verschonter ruhiger Ort. Besondere Aufmerksamkeit sollte man den Untiefen vor dem Ort schenken. Wie üblich in Griechenland sind Untiefen ohne irgendeine Markierung oder Betonnung vor dem Hafen.
Besonders imposant liegt man in der Mandraki Marina an der Alten Festung an der Altstadt von Korfu. Hier werden als einer der wenigen Häfen in Griechenland auch Mooringleinen statt Anker voraus angeboten. Einem Sonnenbad auf dem Ponton steht nichts mehr im Weg! Beachten muss man hier den ankommenden Schwell der Fähren die in Korfu anlegen. Mehrmals stündlich kommen die Fähren hier vorbei. Ausreichend Abstand zum Pier ist einzuhalten, ganz egal ob unter Anker oder mit Mooringleine. Im Hafen von Gaios (Panorama-Bild unten) legen Segelyachten ausschließlich römisch-katholisch an. Gaios ist ein sehr beliebter, stark frequentierter und trubeliger Hafen. Dutzende Ausflugsboote suchen Gaios jeden Tag auf und spucken Touristenmassen aus.
Gaios bedeutet alle Problemstellungen nebeneinander Lösen zu müssen, die der Römisch-Katholische Anleger bereit hält: kreuzende Ketten durch zahlreiche Knicke im Pier, zeitlich begrenzte Anlegeverbote, zu tiefes oder zu flaches Wasser und vor allem zu viele Boote die in einem zu kleinen Hafen Platz suchen, wo alle Augen auf die ankommenden Yachten gerichtet sind. Gaios ist das GANZ GROßE HAFENKINO! Das bedeutet: Stress, Hektik und ein Höchstmaß an Anspannung für den Skipper beim Römisch-Katholischen Anleger. Allgemein gilt: “If you can get it there, you can get it everywhere”. Gaios wird im Skippertraining von Korfu-Segeln als eine der letzten Stationen gewählt. Wer unter Anleitung sich in Gaios bewährt, dem ist während der Trainingswoche ein sehr breites Kreuz gewachsen und der wird sich im vielen weiteren Häfen bewähren.
Ankern mit mehreren Ankern
Das Ankern mit zwei Ankern ist relativ selten, doch sollte man es kennen und vorbereitet sein. Zunächst stellt sich die Frage, warum ein zweiter Anker notwendig ist.
2 Anker zum Erhöhen der Haltekraft
Soll die Haltkraft verbessert werden, so wirft man 2 Anker nebeneinander möglichst dicht beieinander und weit vom Schiff entfernt. Bei einem Sturm im Hafen von Gaios lagen im Oktober 2021 beide Anker ungefähr an dieser Position von der das Bild oben aufgenommen wurde und die gemeinsame Haltekraft sicherte die Sissi im Jahre 2021.
Medicane 2021: Abwettern im Sturm und “Der Ring von Gaios” mit 2 Ankern
Bild 1) Stolze Crew und SY Sissi sicher zurück: Sergej, Matthias ….
… und so weiter und so fort wie links bei Insta beschrieben und mit vielen anschaulichen Bildern und Videos auch vom Sturm in dieser Nacht…
Auch im Hafen beim Römisch-Katholischen Anleger muss das Wetter beim Ankern beachtet werden!
Zurückblickend muss ich sagen, dass die Auswahl des Hafens nicht ideal war. Gaios gilt zwar als absolut sicherer Hafen, der für alle Windrichtungen Schutz bietet, doch bei einem Medicane mit Wind und damit meterhohen Wellen aus genau der Richtung Südost liegt die Hafeneinfahrt “Gaios Süd” genau im Schwell. Die Wellen schwappen dann auch über die nur 1 Meter hohe Hafenmole. Ich war ja nicht der einzige im Hafen von Gaios. Der Südpier (südlich des Marktplatzes) war gefüllt, der Westpier (nördlich des Marktplatzes) war komplett voll. Zahlreiche Amateure und auch einige Profiskipper waren im Hafen. Wir haben uns in die letzte Ecke des Westpiers verkrochen und den Anker mit maximaler Kettenlänge (80 Meter) rechtwinklig ausgebracht (seitdem trainiere ich die Schüler beim Skippertraining “Ankern spezial” auf genau diese Manöverausführung als eine der letzten und schwierigsten Aufgaben – bei den übrigen Skippertrainings wird es durchgesprochen und auf Wunsch auch trainiert). Das war die beste Lösung! Die meisten anderen Skipper und deren Crews hatten eine schlaflose Nacht und einige Schäden zu beklagen. Nicht jedoch auf der Sissi: Es gab keine Schäden auf unserem Boot! Alle, auch der Eigner hatten nach diesem Törn gut lachen!
Vermurren mit 2 Ankern
Für einen längeren Aufenthalt unserer Segelyacht “Anna-Elisa” in der Garitsa Bucht vor der Alten Festung sollte das Schiff in beide erwartete Windrichtungen abgesichert werden (Bild mitte). Ein Anker (der Bruce-Anker) wurde nach Nordwesten in Festung zur vorherrschenden Windrichtung ausgebracht. Der zweite Anker wurde nach Südosten zum Buchtausgang gesetzt. An der Verbindung beider Leinen wurde ein Reitgewicht (Bild ganz rechts) gesetzt, welches die Haltekraft beider Anker verbessern sollte.
Vorteil dieses Verfahrens ist, dass beide Anker in der Richtung ziehen, in der sie auch die größte Haltekraft entfalten. Die Anwendung hat außerdem den Vorteil, dass der Schwojkreis auf ein Minimum reduziert wird. Die Segelyacht dreht sich bei diesem Anker-Manöver praktisch nur um den Bug und ist selbst in einer Legerwall-Situation droht bei Ausreichend Abstand zum Ufer keine Gefahr.
Nach erledigter Arbeit hatten Roland und ich gut lachen. Ein Ankermanöver mit zwei Ankern machen wir auch nicht jeden Tag und es ist eine Herausforderung. Eine kleine Herausforderung war auch dieser Artikel über das “Ankern in Griechenland”. Ich hoffe er hat Dein Wissen ergänzt und Lust aufs Segeln und Ankern in Griechenland gemacht.
Was war Deine größte Herausforderung beim Ankern? Was waren Deine Erfolge und Misserfolge beim Ankern gerne auch speziell in Griechenland? Ich freue mich über jeden Kommentar!
Wenn Du Deine Fähigkeiten zum Ankern in Griechenland auch praktisch ausbauen möchtest, dann empfehle ich das Skippertraining. Bist Du bereit in See zu stechen, so empfehle ich die Korfu-Segeln-Flottillen!
Diese Rubrik beschreibt sehr praxisnah und mit hilfreichen Bildern die verschiedensten Herausforderungen beim Ankern (nicht nur in Griechenland). So etwas habe ich mir in den Theoriebüchern gewünscht. Leider wird das dort oftmals gar nicht oder zu oberflächlich beschreiben.
Vielen Dank für diesen Beitrag!
P.S.: Kann das Skipper Training bei Matthias und Team nur empfehlen
Vielen Dank für den Lieben Kommentar und die Empfehlung! Na dann sehen wir uns bei der Flottille!