8-Mal Top in Leipzig …
Bei der Prüfung für acht meiner Segelschüler für den SbF-Binnen zeigte sich das Wetter im Neuseenland von der unbeständigen Seite. Es gab böige Winde und Hektik durch den engen Zeitplan bei der Prüfung zu diesem Einstieg ins Segeln. Ich war allerdings schon längst über den Wolken mit Blick auf den Cospudener See auf dem Weg nach Korfu. Das alles tat dem Erfolg meiner Segelschüler keinen Abbruch: Alle acht haben bestanden! Glückwunsch an Martin, Martin, Jan, Holger, Florian, Benjamin, Tino und Thomas…
Jan & Martin trinken einen für mich mit
Einen ganz lieben Gruß nach Korfu gab es von den frisch gebackenen Sportboot-Kapitänen Jan und Martin, die auf ihre bestandene Prüfung gleich ein Bier demonstrativ für mich mitbestellten: bei nächster Gelegenheit trinke ich ein frisches Bier mit Euch gemeinsam!
Martin & Holger: sicher bestanden
Auch von Martin & Holger gab`s ein Dankeschön und die Infos : “Chaotische Prüfung – aber sicher bestanden. Viel Wind und böig – sehr sportlich…” Beide sind nun mit eignen Booten am Zwenkauer und am Geiseltalsee unterwegs.
… und 1-Mal Flop vor Korfu:
Und das war ICH!
Jetzt zu mir: Das wäre nach bestandener Prüfung mein neues mietfreies Schlafzimmer mit Meerblick geworden und hier ist es auch gescheitert. Aber alles hübsch der Reihe nach…
…Letzte Woche Dienstag erhielt ich gegen 22:00 Uhr einen Anruf. Gesucht ist SOFORT ein Skipper für einen 21 Meter Luxuskatamaran vor Korfu zur Festanstellung. Sofort heißt spätestens Samstag fliegen, besser Donnerstag. Was für eine Chance!
Ich segle im Unterschied zu den jetzt frisch gebackenen Sportboot-Kapitänen (oben) schon mein ganzes Leben. Von der Jolle, über Küstenkreuzer, seit 10 Jahren auf Yachten und nun im zweiten Jahr als professioneller Skipper auf Yachten bis 17 Metern mit 3.443 Seemeilen in 2018. Der Schritt zu 21 Metern erschien mir reizvoll, herausfordernd aber machbar.
Wie die Prüfungschance plötzlich zu mir kam:
Ionisches Meer vor Korfu bei Nacht. In der Mitte die 2-Mast Megayacht Parsifal III mit 54 Metern Länge und 460 Tonnen Verdrängung. Für schlappe 195.000 USD kann man das Schiff für 12 Gäste für 1 Woche hier chartern – also für über 14.380 EUR pro Person (ohne Diesel, Hafengebühren und Trinkgelder versteht sich).
Das war so dringend, weil der bisherige Skipper den folgenschweren Fehler machte, nicht GEHÖRIG AUSGUCK ZU GEHEN. Es kam zu einer Kollision mit einem deutlich kleineren Schiff (ebenfalls unter Autopilot) mit erheblichen Schäden. Zum Glück wurde niemand verletzt: der Kollege ist somit zwar seinen Job los, aber zum Glück nicht im Gefängnis.
Wichtiger Rat: Immer Ausguck!
Daher an alle neuen nun frischgebackenen Sportboot-Kapitäne: Immer ordentlich GUCKEN und HÖREN was so drumherum passiert! Das ist Eure wichtigste Pflicht und wenn Ihr diese vernachlässigt (im Falle grober Fahrlässigkeit und mit Personenschaden) dann landet Ihr im Knast! Wie ich persönlich die Leistung des Skippers einschätze und was die wahren Ursachen für den Crash sind, dazu später mehr. Ich gehe entsprechend der Anweisung des Eigners heute Nacht GEHÖRIG AUSGUCK und werde durch den Radar-Alarm gehörig geweckt sobald irgendein kleines griechisches Fischerboot den Umkreis von 80 Metern um die Yacht erreicht. Ich kann nicht wieder einschlafen und das gibt Zeit für ein paar Fotos und diese Reflektion.
Es dämmert der Morgen auf See vor Korfu und die Fischer machen mit kleinen Booten ihre Runde.
Auf nach Korfu!
Ich sagte den Job am nächsten Morgen zu und der Segelschule Herold weitere Segelschüler für die Prüfung im Juli ab, unterzog mich noch schnell am Freitag früh einer Wurzelbehandlung beim Zahnarzt und machte die Segelschüler bis Freitag Abend fit für die Prüfung, dann packen bis um 24 Uhr für die ganze Saison und aufstehen um 3 Uhr am Samstag früh. In der Hektik habe ich leider nicht das Gepäck gewogen und prompt an diesem Morgen stellt sich Condor beim Check-In besonders zickig an und hat noch dazu über eine Stunde Verspätung. Entspannen oder gar an Schlaf war beim Flug auch nicht denken: Eingepfercht auf harten Sitzen heißt es, gefälligst der Verkaufsveranstaltung des Kabinenpersonals zu lauschen. Mein Stress-Pegel stieg langsam aber stetig, aber ebenso die Vorfreude auf Korfu. Dort angekommen durfte ich erst einmal meine Freunde begrüßen. Noch eine nette Runde mit meinem Motorrad und dann zum Schiff.
Was mich dort erwartete, war ein was die Sicherheit betrifft höchstsensibler Eigner und ein sympatischer und erfahrener Skipper und ein Schiff, welches mit allen Sicherheitsschikanen ausgerüstet war, aber eben auch komplett anders war als ich es bisher kannte.
Meine alte Welt: Camping unter Segeln
Ich kenne und fahre typische Charter-Yachten großer Hersteller wie Beneteau, Bavaria, Hanse Yachts, Dufour, Gib Sea, Jeanneau, Elan und andere Großserienhersteller. Die Technik ist dabei relativ übersichtlich gehalten und standardisiert nach dem Motto: “Kennst Du eine, kennst Du alle!”. Das ist Urlaub wie mit einem Camping-Caravan unter Segeln. Sie sind für den Chartergast optimiert, der sich innerhalb eines Tages in ein solches Schiff einarbeiten kann und muss, denn nach einer Woche ist in der Regel der Segel-Urlaub wieder vorbei und die Seereise hoffentlich schadenfrei überstanden. Die Geräte haben auf diesen Yachten eine vergleichsweise hohe Fehlertoleranz, denn das Sicherheitskonzept ist dafür ausgelegt, dass sich die Crew aktiv am Bordleben beteiligt, ganz egal ob der Skipper Profi ist oder nicht.
Mitmachen macht Spaß und erhöht die Sicherheit!
Den Anker bedienen, Leinen übergeben, Fender auf- und abhängen, Ausguck halten, Steuern und Trimmen ist auf meinen Törns Aufgabe der Crew, also meiner Gäste, die damit nicht nur viel mehr Spaß dabei haben und mit allen Sinnen in die Welt des Segelns eintauchen, sondern auch aktiv an der Sicherheit mitwirken, als wenn sie Nichts tun und chauffiert werden.
Steffen Obst, Teehändler aus Dresden Laubegast war nie zuvor auf einem Segelboot. Er steuert die Segelyacht Zoe beim Männertörn 2018 bei bis zu 32 Knoten = 60 km/h Wind durchs Ionische Meer. Sein Fazit zu der Segelwoche: “hab selten so viel in so kurzer Zeit gelacht” Im Vergleich zur Parsival III ist die Zoe mit einer Charter ab 444 EUR (1 Woche inkl. Skipper pro Person) geradezu erschwinglich.
Am Ruder stehen eher die Gäste
Ebenso wie bei den bei ihren Prüfungen am Wochenende erfolgreichen Segelschülern, gebe ich wenn Wetter und Verkehrsaufkommen es zulassen, sobald wir den Hafen verlassen, das Ruder ab. Dem Eifrigen und Erfahreneren zuerst und dann hübsch einer nach dem anderen bis zum unerfahrenen “Badegast” – wenn er mittlerweile Lust dazu bekommen hat. Es ist meine Aufgabe als Skipper auf den Mitsegeltörns Stärken und Schwächen jedes einzelnen Crew-Mitgliedes zu erkennen und ihm Aufgaben zu übergeben, die er erfüllen kann, damit wachsen und aufblühen und mit dem Bauch randvoll mit Erlebnissen, aber gleichzeitig sicher und unversehrt nach Hause zurückkehren kann. Und sogar wenn mich selbst aus dem heiteren Himmel Griechenlands plötzlich der Schlag trifft, bekommen meine Gäste den Motor an, die Segel runter und können über Funk Hilfe verständigen.
Der Luxus-Katamaran am Pier bei Regen in der NAOK-Marina in Korfu: Mein erster Törn wäre die Begleitung der “Parsifal III” und die Versorgung des Kamerateams zu den Mahlzeiten geworden.
Meine neue Welt: Luxusyachten?
Das ist auf einem Luxus-Katamaran komplett anders. Vollgepackt mit allen Annehmlichkeiten eines Luxushotels für die Gäste und Technik für Profis, die nur von einem mit dieser Technik erfahrenen Skipper bedient werden kann und soll. Eine durchgebrannte Sicherung der Ankerwinde zu reaktivieren dauert auf einer Allerwelts-Yacht, wenn man weiß wo sie ist, wenige Sekunden und den Weg kennt jeder Laie nach dem 3. Mal “durchgebrannt” sicher. Die “brennt” auch nicht durch, sondern es “schnippst” ein Hebel um und dieser kleine Hebel, meist in der Vorschiffskabine angeordnet, muss zurück umgelegt werden. Spätestens nach den 5. Mal “schnipps” weiß der Gast, wie man sich den Weg spart, nämlich durch gefühlvolles Bedienen zur Vermeidung von Überlast. Auf dem Luxus-Katamaran “brennt” sie wirklich durch und so benötigt die Reaktivierung der Ankerwinsch mindestens 20 Minuten und muss durch den Skipper durchgeführt werden. Wie der Leser sich jetzt sicher denken kann: ich habe eine durchgebrannt.
Eine andere Welt …
Auch meine Fähigkeiten mit einem 60 PS Schlauchboot fürs Wasserski umzugehen, sind eher mangelhaft. Ich fahre meistens die kleinen 2 PS-Dinger mit Pinne oder weise zum Rudern an. Und das sind noch die offensichtlichen Dinge. Um den ganzen Luxus aus Spül- und Kaffeemaschine, Herd und Kühlschränken, Eiswürfel-Maschine, Wasseraufbereitung, elektrische Toilettenspülung und die ganze Navigationstechnik zu versorgen, schlummert in dem Schiff ein kleines Kraftwerk mit Generatoren mit in Summe 25 KW elektrischer Spitzen-Leistung. Während meiner Anwesenheit und auch als der Skipper vor dem Crash den Steuerstand und damit den einzigen Ausguck verließ, schlugen die Ölleitungen dieser Generatoren leck.
Statt wie bei meinen Mitsegeltörns einem Gast dann das Ruder zu übergeben, war die schnelle Lösung das Schiff dem Autopilot zu überlassen und in den Maschinenraum zu flitzen und das Leck zu bearbeiten. Schnell-schnell geht so etwas selten… !CRASH! Bei meiner Abreise dachte ich noch: Was für ein dummer Fehler! Ich habe den Skipper kennengelernt. Er ist weder dumm noch leichtsinnig, sondern sehr umsichtig und erfahren.
…mit einem anderen Sicherheitskonzept
Aber was nützt die ausgefeilteste Navigationstechnik wie Radar, Unterwasserscans seitlich und nach vorne als 2-D, 3-D Ausgabe und auch noch animiert, Kartenplotter und Fischfinder wenn nur 2 Augen sie beobachten können. Meine Augen und mein Geist waren nach der Aufregung der Anreise und den nächtlichen Wachen viel zu müde, um derlei auch noch im Blick zu haben. Was nützt das schönste Bett, wenn man nicht ruhig darin schlafen kann. Lange Rede – kurzer Sinn:
Prüfung durchgefallen
Zunächst war ich natürlich sehr enttäuscht als der Eigner sich zu mir rief: Mathias das wird nix – Du bist nicht sicher! ich: Doch bin ich! Ich segle mein ganzes Leben ohne große Havarien wie den Crash letzter Woche! er: NEIN! ich: DOCH! er: NEIN! ich: DOCH! – es ging eine Weile… Mein Traum platzte… Ich war um Haaresbreite am Traum einer Festanstellung auf einer Segelyacht vorbeigeschrammt. Und dabei hatten mir so viele Partner in Gouvia Marina schon gratuliert: “War klar” / “Wer wenn nicht Du” / “Haste Dir verdient” usw. usf.
Ich bleibe also bei meinen Allerwelts-Yachten ohne vergoldete Wasserhähne und bei meinen Otto-Normalverbrauchern, Leuten wie Du und ich. Ich werde dort bleiben, pupsegal was für edle Luxus-Yachten mir als Arbeitsplatz mit festen und hohen Gehalt angeboten werden. Jetzt wo ich durch diese Erfahrung ganz genau weiß, was ich nicht kann. Vielleicht gehe noch 2 Schritte zurück und setze eine Idee um, die wirklich jeder meiner Freunde und Geschäftspartner sofort als genial empfand und gleich mit dabei sein wollte.
… und froh!
Und ich bin so froh, dass ich mir diese Sorgen mit dem teuren Arbeitsplatz, der nicht zu meinem Sicherheitskonzept und zu mir passt, nicht aufgeladen habe. Um so mehr, dass ich meinen Segelschülern von denen mich immer mehr fragen, was für ein Boot sie sich zulegen sollen, genau jetzt zum Start der Segelkarriere folgenden Rat geben kann:
Beim ersten Segelboot sind ganz alleine ZWEI Dinge wichtig:
2.) dass Ihr es genießt! Mein erstes “eigenes Boot” war ein Floß aus Müll. Aus Polysterolschaumblöcken auf Bretter genagelt und darüber ein Handtuch als Segel, mit einem Paddel als Mast, einem Ast als Rah und mit einem Bademantelgürtel als Schot. Oh, wie habe ich es genossen! Das war total toll und ich habe das Boot noch immer vor Augen!
1.) die Sicherheit! Kleines Schiff, kleine Sorgen, großes Schiff, große Sorgen! Fangt klein an, ohne Technik, ohne Firlefanz. Ladet Euch nicht den Stress auf, ein zu großes Boot und die Technik darin nicht zu beherrschen. Denn Schiffsunglücke gibt es leider genug und der Kapitän trägt immer die Verantwortung!
Die allerersten Segelschüler:
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au weia; na da bist du einer Karriere als Chefstuart auf FhlostenParadise grad noch entkommen, Glückwunsch! und dieses alberne Boot, als hätte jemand vor Jahrhunderten 2 Rümpfe verbunden nur damit die Damen und Herren getrennt zur Badestelle stöckeln? Selfiestick hart Backbord
Hahaha Herr Lytke, sehr cool, ich mag Monohulls auch viel mehr als diese “Bretter” – bei Dir klappt alles mit dem Dachboot?
wir wollen gleich los damit…
Sehr cool! Ist ja auch das richtige Boot zum weiterüben, üben, üben, üben! & Viel Spaß haben!
Dein Bericht war cool und lehrreich, auch wenns schade ist. Man merkte Dir die Enttäuschung an. Aber hey, es kommt wieder ne Gelegenheit! 👍🏼👍🏼👍🏼
Ja ich war total niedergeschlagen – aber ich sehe es jetzt anders. UND: ab heute beginnt mein neuer Job! Und ich war in der Zwischenzeit auch nicht untätig. Ich habe jetzt eine griechische Firma, was vieles einfacher macht!
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