Für den Erhalt einen Ferienparadieses

Moralische Fragen der Yachtcharter in Zeiten der Corona-Krise

Seltsame Anfragen zur Yachtcharter…
…Corona-Panik?

In Zeiten der Corona-Krise muss man sich auch als Skipper im Yachtcharter-Geschäft mit moralischen Fragen auseinandersetzen. Moral und Wahrheit stirbt in jedem Krieg zuerst. Und wir befinden uns im Krieg gegen diesen Virus. Heute Abend erreichte mich per Whatsapp eine seltsame Anfrage:

Corona Segeln Yachtcharter

Daraufhin war der Chat beendet… Ich vermute mal ganz stark, dass da jemand für seine Kunden die Corona-Flucht per Yachtcharter aus dem stark infiziertem Land Österreich, in dem Kanzler Sebastian Kurz gerade harte und entschlossene Maßnahmen verhängt hat, organisieren will. Die Gäste dürfen dann zusätzlich noch während des Segelns eine EU-Außengrenze hinter sich lassen…
Natürlich ist eine Segelyacht der sicherste Ort auf dieser Welt vor dem Corona-Virus. Frische Seeluft in den Lungen, Sonne satt und komplette Abschottung von der Außenwelt, wenn man wochenlang ohne Landberührung von Bucht zu Bucht tingelt. Dafür gebe ich gerne ein Angebot ab: aber eben nur so wie unten formuliert. Aufgrund der verhängten Ausgangssperre ist dieses Angebot mittlerweile obsolet.  

Für knapp 2 Stunden hab ich auch bei der Anfrage zuerst an mich gedacht, aber weiter nachgedacht. Natürlich erreichen mich seit einem Monat kaum noch Anfragen und die gesamte Vorsaison bin ich „arbeitslos“ und das Geld wird langsam knapp. Und aktuell ist Korfu und die anderen Ionischen Inseln „Corona-frei“ und natürlich ist es ein enormes Glück, hier nahezu abgeschottet von der Außenwelt ein Inselleben zu führen. Aber weder die Ionischen Inseln noch die Küstenorte in Albanien verfügen über Intensiv-Medizin. Wenn der Virus hier eintrifft, dann wird es für die Alten und Schwachen ernst. Tot-ernst!

Oder Segeln in der Karibik statt Corona?

Ebenso fragwürdig empfinde ich folgendes Angebot, welches mich gestern in einer der Mitsegel-Gruppen bei Facebook erreichte: „Guadeloupe – Sint Maarten – BVI – Bermuda – Azoren – Deutschland: Karibik- und Atlantik-Segeln statt Corona-Panik? Falls jemand der aktuellen Panik entfliehen möchte: hier in der Karibik gibt es bisher (fast) keine Corona-Fälle. … die nächsten 4 Wochen ganz entspannt …“

Natürlich! Nichts wäre schöner als 4 Wochen in aller Seelenruhe durch die Karibik zu segeln, während Europa im Corona-Chaos versinkt. Ich denke oft an die wunderschönen Wochen in der Karibik vor meiner Atlantik-Überquerung zurück. Doch was passiert, wenn man das Virus in die Karibik einschleppt? Ich sage nur: bis zu 14 Tage Inkubationszeit! Die Ansteckung kann ja schon längst vor dem Abflug erfolgt sein, ohne dass man etwas davon merkt! Noch dazu die Ansteckungsgefahr während des Langstreckenfluges. Man muss also gar nicht selbst infiziert sein. Und wenn es keinen Direktflug nach Guadeloupe gibt, dann kann man das Virus über den Zubringer-Flug gleich munter weiter in der Karibik verteilen!

Yachtcharter Segeln in der Karibik statt Corona Panik
Am ersten Tag der Veröffentlichung war hier noch ein Screenshot des Original Facebook Posts, welcher inzwischen aus dem sozialen Netzwerk gelöscht wurde und ich aufgefordert wurde, das Bild auch hier zu entfernen. Ich habe auch eigene schöne Bilder der Karibik 😉 – hier im Bild Antigua.

Das finde ich etwas egoistisch, wenn man bedenkt, dass es in der Karibik keine Intensivmedizin gibt. Wohlgemerkt: es geht dabei nicht um die Gefahren der Crew und die Kontakte im eng eingegrenzten Kreis der maximal 11 Mitsegler. Es geht um den Taxifahrer, der dich vom Flughafen abholt und anschließend hunderte andere Fahrgäste bedient, bevor er selbst merkt, dass er infiziert ist. Es geht um die Einkäufe zwischendurch und das Bier an der Strand-Bar.  Es geht um diese liebenswerten Menschen in der Karibik und hier im Ionischen Meer. Darum geht`s! Es geht um die Erhaltung traumhafter Ferienparadiese und es geht um die Werte des Humanismus, welche hier in Griechenland vor über 2000 Jahren entwickelt wurden. Ebenso fragwürdig finde ich die Fussball-Stars von Juventus Turin, welche sich nach Madeira absetzen, Corona-Flucht beim Mitsegeln ab Dschibuti zu den Seychellen inkl. Spende oder einzelne Studenten aus Athen, welche sich nach Ithaka geflüchtet haben. Sie selbst werden alle nicht daran nicht zugrunde gehen, ganz egal, ob in der Großstadt oder auf einer Insel. Einige der liebenswerten Insulaner schon!

Überleben mit Segeln trotz Corona?

Aber ohne Umschweife: auch ich will und muss „überleben“. Ich will dieses Leben, was ich als Skipper auf einer Ferieninsel führe, weiterleben. Ohne Gäste wird es nicht gehen. Ich für mich bin bereit Risiken einzugehen und ich habe das größte Selbstvertrauen, dass meine Abwehr mit allem fertig wird und eine Yacht bediene ich notfalls auch mit links und 40 Fieber. Aber bitte ohne dass jemand Unbeteiligtes hier auf den Ionischen Inseln gefährdet wird! Daher folgende Bedingungen für die Buchung einer Yachtcharter über Korfu-Segeln in Zeiten der Corona-Krise. Für alle die den Virus noch nicht hatten:

Frische-Brötchen-in-der-Garitsa-Bucht-beim-Mehr-Generationen-Törn

  • Yachtcharter nur inkl. Skipper
  • nur Vollcharter der kompletten Yacht durch Personen die in einem Haushalt leben
  • Anreise im eigenen Flugzeug / oder bereits gebuchter Direktflug / oder bereits auf Korfu
  • Persönliche Abholung durch mich in meinen privaten PkW am Flughafen und Direktfahrt zur Yacht
  • Ablegen sofort nach Ankunft im Hafen nach Sicherheitseinweisung
  • Einkauf des gesamten Vorrates für den Segel-Törn vorab durch mich (frische Brötchen gibt`s natürlich wie immer, die backe ich ja selbst 😉 )
  • Mindest-Buchungszeit 14 Tage
  • kein Anlanden an Häfen in den ersten 14 Tagen, weder durch mich noch durch einen Gast (es gibt aber auch genügend schöne und sichere Buchten 🙂 )

Alle die bereits erkrankt und geheilt sind stehen alle Services von Korfu-Segeln zur Buchung zur Verfügung! Dazu unten mehr von Dr. Jan W. aus Leipzig.

Irrtümer, Änderungen und Ergänzungen vorbehalten: Aufgrund der verhängten Ausgangssperre ist dieses Angebot mittlerweile obsolet.

Mal unabhängig ob tatsächlich eine Anfrage zustande kommt. Wie denkst Du lieber Leser darüber? Handle ich mit diesem Angebot moralisch verwerflich? Was ist Deine Sichtweise? Wo zweifelst Du selbst daran, im Zusammenhang mit dieser Krise zuerst an Dich und dann an die Allgemeinheit zu denken? Ich freue mich über jeden Kommentar!

Aber mit oder ohne Segeln gilt immer: We will survive 😉 !

Informationen im Nachgang von Dr. Jan W. aus Leipzig:

„Leute, die es alle schon nachweislich hatten, kannst du auch mitnehmen. Die sind das sicherste und können alles machen, was sie wollen 😊“

„Es gibt Antikörper-Tests, die bald in der breiten Massen verfügbar sind (laut einem Angebot von unserem Labor in KW15 verfügbar, ca. 15€/Test). Die Testsicherheit kenne ich noch nicht. Aber wenn dieser Test Antikörper nach einer durchgestandenen Erkrankung nachweist, dürfte man immun sein. Bei einer aktiven Infektion wären die allerdings auch zum Ende hin schon positiv. Also 1 Woche oder so Abstand zu halten wäre trotzdem nicht blöd schätze ich. Aber wenn alle Antikörper haben auf dem Schiff, isses zumindest nicht sehr wahrscheinlich, dass auch alle gerade ne aktive Infektion haben und der Rest ist eben immun.“

Du wärst der Einzige Negative …. 😅🙈

Soweit der Doc… I will survive! Alle Angaben von Dr. Jan W. aus Leipzig sind ohne Gewähr.

5 Kommentare zu „Moralische Fragen der Yachtcharter in Zeiten der Corona-Krise“

  1. Die seltsame Anfrage per Whatsapp hat sich mittlerweile aufgeklärt. Es ging um den Reisezeitraum August. Ich habe heute Morgen mit dem Kollegen telefoniert. Es war gestern einfach das Tröpfchen was das Fass in mir zum Überlaufen brachte.

  2. Deine Rücksicht nehmende und verantwortungsvolle Geisteshaltung finde ich gut. Ich kann auch nur an alle appelieren, im Moment seine sozialen Kontakte so gut es geht auf null zu reduzieren. Länderübergreifende Reisen sind ganz europaweit ja ohnehin für die nächsten Wochen vermutlich Monate nicht möglich.
    Das wird für uns alle eine sehr schwere Zeit werden.

    Bleib gesund und genieße die Zeit so gut wie möglich auf Korfu!

    LG Markus

    1. Vielen Dank Markus! Ich wünsche Dir auch von Herzen Gesundheit und dass auch Du die Krise gut überstehst! Und wenn schon Sozialkontakte dann immer (wie von Dir angeregt) mit den Füßen grüßen!

    1. Vielen Dank lieber Christian. Es ist wichtig einen Fehler einzusehen und danach kann man sich wieder die Hand geben (nur bitte nicht jetzt 😉 )Ich wünsche Dir auch von Herzen Gesundheit und dass Du Dein Schiff sicher durch die Karibik und über den Atlantik kriegst. Alles Gute für die Fahrt und immer Handbreit!

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